Der psychosexuelle Horror von

Dass der Xenomorph aus dem Science Fiction-Horror-Klassiker von 1979 aussieht wie ein über-lebensgroßer, grauer Penis ist fast nicht zu übersehen.

In meinem letzten Video auf NerdZone habe ich mich mit der damit einhergehenden psychologischen Wirkung des Aliens befasst. Der Trick hinter dem sexuell-aufgeladenen Design ist die Einschüchterung des Zuschauers über das Unterbewusste.

Damit ist 'Alien' von Ridley Scott aber weder der erste, noch der einzige Film, der sich dieser Symbolik bedient. Man denke nur an Kult-Regisseur Stanley Kubrick, der in 'Dr. Strangelove' Major Kong auf einer Rakete reiten ließ oder 'A Clockwork Orange' mit seinen abstrusen phallischen Symbolen stellenweise in eine einzige, große Vergewaltigungs-Fantasie verwandelt.

Dieses Video über die Rolle von Penissen im filmischen Medium des US-YouTubers Now You See It hat mich sehr zu meinem Video inspiriert und behandelt auch andere Streifen.

Phallus-Darstellungen waren bereits im alten Griechenland vor allem das Merkmal von wilden, unberechenbaren Göttern und Faunen und galten als Zeichen der Macht:

Der Titan Kronos kastrierte im Mythos seinen Vater Uranos und übernahm damit dessen Machtposition als Göttervater.

Nichts anderes macht der Scott's Xenomorph in 'Alien'. Nur entmannt er die Crew der Nostromo nicht, er tötet und frisst sie. Die ultimative Entmachtung.

Ridley Scott war klar, in seinem Film musste das Monster, der Antagonist sein Publikum auf einer intimen Ebene angreifen. Ganz im Sinne von Sigmund Freud entschied er also, dass jeder immer an Sex denkt. Diese subtile Urgewalt sollte er sich zu Nutzen machen.

Vergewaltigung: Eines der schrecklichsten Dinge, das einem Menschen widerfahren kann sollte den Subtext des Horror-Films durchziehen.

Um seiner grauenhaften Vision Wirkung zu verleihen, musste es natürlich ein passendes Design geben. Das fand Scott in den Werken des aus der Schweiz stammenden Surrealisten Hans Rudolf Giger, deren biomechanischer Realismus vor Sexualität nur so triefte. Die direkte Inspiration für den Xenomorph ist Gigers Necronomicon IV.

Auch Gigers Dokumentation über das Setdesign von 'Alien' ist äußerst interessant, wenn man sich mehr mit dem Film und seinen praktischen Effekten beschäftigen will.


Darüber hinaus ist es wichtig zu erkennen, wie anders 'Alien' im Vergleich zu anderen Sci-Fi-Filmen ist. Keine Utopie oder Dystopie, nein, 'Alien' ist ein reines Überlebens-Drama. Das Alien ist auch kein viel intelligenteres, um Äonen weiterentwickeltes Wesen aus den Weiten des Alls, das die Menschen gezielt umbringen will.

Es ist ein Raubtier, von Instinkten getrieben. Es hat keinen Hass auf die Menschheit. Es will fressen, nicht mehr und nicht weniger. Um diesen Instinkt zu betonen, wurden dem Xenomorph im finalen Design keine Augen gegeben. Weiterhin unterstreicht diese Rohheit auch nur die sexuelle Konzeption des Monsters.

Vielleicht ist das auch der Grund, warum Prometheus nicht so gut ankam. Die 'Engineers' haben einfach den nicht den wilden, tödlichen Charme der Aliens.

Die wohl größe Besonderheit von 'Alien' ist aber wohl ohne Frage seine Mythologie. Selten hat ein Film eine so durchdachte Welt. Im Falle von 'Alien' ist das natürlich exemplarisch der ausgeklügelte Fortpflanzungszyklus und die Biologie des Xenomorphs. Wie seine Eier mit den Facehuggern warten, bis sie von einem Wirt entdeckt werden, um in ihm ihre Brut zum Heranreifen abzulegen ist schlichtweg atemraubend.

Dennoch wird der Schleier des Ungewissen nie vollkommen gelüftet und das Geheimnis des sexuell-einschüchternden Raubtiers bleibt bewahrt.

 

So, dem ist nichts mehr hinzuzufügen. 'Alien' ist ein fantastischer und unvergleichlicher Genre-Film. Guckt ihn euch doch gleich noch mal an.