X-Men Band 1 (2. Serie)

Das Ende der Mutanten

Wieder einmal sehen die Mutanten der X-Men dem unvermeidbaren Aussterben ihrer Rasse entgegen: Nur, dass es diesmal sehr wahrscheinlich aus filmrechtlichen Gründen geschieht, um dem X-Film-Franchise zukünftige Comicfans abzuwerben.

 

Das Aussterben der Mutanten kommt somit den marveleigenen Inhumans zu Gunsten, die sich nun wie Unkraut vermehren. Es kommt sogar noch noch schlimmer für die Superhelden-Truppe, da ihresgleichen unterstellt wird, eine Seuche zu verbreiten, womit sie erneut dem geballten Hass der Menschheit ausgesetzt sind. Nun ist es aber so, dass die Seuche nur Mutanten befällt, sie sterilisiert und im schlimmsten Fall tötet. All dies geschieht wegen der allgegenwärtigen Terrigen-Nebel, die zur Verwandlung der Inhumans führen.

 

Die Ausgangslage an sich ist alles andere als neu, sorgt aber wegen der filmischen Rechtslage für eine ungeahnt bedrückende Endzeitstimmung. Das Artwork von Humberto Ramos überzeugt durch seinen einizigartigen Stil, wenn auch so manches Panel (besonders in den Actionszenen) etwas überladen scheint.

Zu den Charakteren: Während Storm, die ihr Bestes tut, um in die Fußstapfen des verstorbenen Prof. X zu treten, der christliche Nightcrawler, Colossus und seine Schwester Illyana mit ihren bissigen Sprüchen und Iceman mit seinen gewohnten Punchlines recht zweidimensional daherkommen, so überzeugen vor allem die Charaktere Jean Grey und Old Man Logan, besonders in ihrer gemeinsamen Dynamik. Dies ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass beide einer anderen Zeit entstammen: Jean der Vegangenheit und Wolverine der Zukunft.
Während Jean versucht, ein normales Leben zu führen, zum einen, um den Mutanten-Vorurteilen, zum anderen, um ihrer scheinbar unvermeidlich scheinenden Zukunft zu entgehen, will auch der gealterte Wolverine nichts mehr von den X-Men wissen. In erster Linie, weil er fürchtet, sein “Schicksal” auch in dieser Zeit zu erfüllen. Und das besteht seiner Meinung nach darin, die X-Men zu töten. Beide Charaktere fürchten sich also sehr vor ihren Schattenseiten und beide scheitern letzten Endes daran, die X-Men zu meiden. Denn beide wollen im Grunde nur Gutes tun.

Fazit

Der erste Band liefert eine ausgezeichnete Exposition zur Lage und Auswegslosigkeit, in der sich die Mutanten befinden. Trotz der düsteren Grundstimmung gibt es auch den einen oder anderen Moment zum Schmunzeln und vor allem eine temporeiche, klasse verknüpfte Story. Lemire vesteht es, einen interessanten, spannenden und abwechslungsreichen Lesefluss zu schaffen, sodass man das Heft gut in einem Stück weglesen kann. Vorteilhaft ist auch, dass man keinerlei Vorwissen zur Figur Logan und zum Terrigen-Nebel benötigt.
Für absolute Neueinsteiger ist das Heft jedoch nicht unbedingt zu empfehlen, besonders, weil der X-Men-Mythos gerade in den letzten Jahren durch Tode, Zeitreisen, Paralleluniversen etc. recht komplex geworden ist.
Auch das zentrale Thema der X-Men, Rassismus und Toleranz, wird wieder mal hervorragend, wenn auch nicht gerade subtil, aufgegriffen und scheint durch den neuen Status Quo sogar etwas frischer daherzukommen.

Alles in allem ist das Comic für jeden langjährigen X-Men-Fan zu empfehlen, vor allem auch denen, die durch Secret Wars auf Old Man Logan aufmerksam geworden sind.

Von Jonas Helmerichs


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