Vision Band 2

Die Liebesgeschichte geht weiter

Ich unterdrücke meine Tränen und versuche den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken:

Mit dieser zweiten Ausgabe geht Tom Kings durchweg fantastische Serie auch schon zu Ende.

Der Titel dieser Review ist damit genauso so doppelbödig wie dieser geniale Comic:

Zum einen führt er direkt die im ersten Band thematisierte tragische Liebesgeschichte zwischen Android, Avenger & Familienvater Vision und seiner Frau fort und zu ihrem logischen Ende, zum anderen geht auch meine Liebesgeschichte mit dieser außergewöhnlichen Reihe weiter.

Im Prinzip kann ich meiner Rezension des ersten Bandes nicht viel neues hinzufügen, der zweite Band hält weitesgehend diese hohe, hohe Qualität.

Darum möchte ich an dieser Stelle unbedingt noch mal mein abschließendes Fazit vom letzten Mal ins Gedächtnis rufen:

 

„Mein Enthusiasmus für diesen Band ist kaum zu verbergen. Vision ist all das, was ich in einem Superhelden-Comic gesucht habe. Kein Klamauk und lahme Action, keine Effekthaschascherei, nein, schlicht und einfach gutes Storytelling mit echten und verdammt gut ausgebauten Charakteren (auch wenn die Kinder im Vergleich doch relativ flach erscheinen). Einmal den Alltag eines Superhelden zu beleuchten und zu zeigen, wie schwierig das normale Leben sein kann, ist eine willkommene und gern gesehene Abwechslung. Ein so vielschichtiges Comic habe ich selten gelesen und ich freue mich schon sehr auf den zweiten Band!“

 

Und wie ich mich gefreut habe, als Panini mir endlich (!) dieses Juwel zugesendet hat. Wie auch schon den Vorgänger, habe ich dieses Buch verschlungen. Und nach diesem Blockbuster war ich sprachlos. Tom King ließ mich schockiert, berührt und verwirrt mit meinen Gedanken zurück. Alles in positvem Sinne, versteht sich!


Allerdings kann dieser zweite Band meiner Meinung dem ersten Teil nicht das Wasser reichen. Er hat einige offensichtlichere Schwächen, so kamen mir viele der Charaktere nun viel oberflächlicher vor. Auch die philosophischen Anklänge sind nun nicht viel mehr als das, Anklänge. Was schade ist, im Anbetracht der Tatsache, dass dies einer der Aspekte ist, der diese Serie so gut macht.

 

Außerdem schien die Story zum Ende hin sehr gerafft zu sein und hatte mit Tempo-Problemen zu kämpfen, was wahrscheinlich dem Umstand geschuldet ist, dass die Serie in den Staaten leider Gottes gekänzelt wurde und King uns zumindest nicht mit einer unvollendeten Geschichte zurücklassen wollte.

Andere Charaktermomente besonders in der ersten Hälfte des Comics finde ich dagegen unglaublich gut. So etwa der Besuch von Visions 'Bruder' Victor Mancha. Darüber hinaus ist diese Geschichte tief mit älteren und klassichen Stories aus dem Marvel-Universum verflochten und erweist ihnen und ihren Autoren somit den verdienten Respekt, anders als andere Schöpfer es tun (*hust* Bendis *hust*).

Am Ende werden wir bewusst mit einem Cliffhanger a là Inception zurückgelassen und einem unwohlen Gefühl in unserem Bauch. Unsicherheit und Verwirrung werden uns mit auf den Weg gegeben, aber das ist genau der richtige Weg gewesen.

Die Geschichte wird hier zu ihrem einzig logischen Schluss gebracht und es ist einfach fazinierend, wie gut Tom King bereits in den ersten Ausgaben seine kreative Saat ausgeworfen hat, um sie später ernten zu können. So durchdacht sind wirklich viel zu wenige Comics heutzutage, was meine Liebesgeschichte mit 'The Vision' nur umso romantischer und tragischer macht. Die Serie hat ein Ende gefunden und ich werde Schwierigkeiten haben, etwas neues zu finden, das mich derart erfüllt.


Farewell, Vision. All Hail the (Tom) King.

Von Jonas Helmerichs.